Was beschäftigt uns?
Betroffene haben viele Fragen
Betroffene beschäftigen sich mit vielen ungelösten Fragen und hätten gerne Antworten darauf. Fragen können jederzeit in die Gruppe eingebracht werden. Diese werden gesammelt und zu gegebener Zeit gemeinsam besprochen. Die Gruppe bestimmt jeweils, welche Themen beim nächsten Gruppentreffen behandelt werden. Stichworte aus dem aktuellen Themenspeicher sind:
- Erstmaliges Aussprechen – Wann, Anlass, Ergebnis? Was war das Schwierigste dabei?
- Erinnerungslücken – Therapieerfahrungen zum Thema Amnesie und Dissoziation?
- Verarbeitungsprozess – Was hat am meisten geholfen oder hilft immer noch?
- Zukunft – Wie Verarbeitung fortsetzen und Frieden zu finden?
- Klagen bzw. Meldungen an Instanzen – Konkrete Hilfestellungen erhalten, mit welchen Ergebnissen?
- Ständiges erklären müssen – Warum so lange geschwiegen?
- Kirchenaustritt – Ja/Nein, Gründe?
- Was soll ich antworten, wenn Personen aus meiner nächsten Umgebung sagen: «Hör doch endli uf nogrüble» oder «Mach doch endli en Strich drunter»? Gibt es auf solche Äusserungen nachvollziehbare Antworten?
- Möchte im Gespräch mit anderen Betroffenen herausfinden, ob ein Gesuch um finanzielle Genugtuung Sinn macht. Es geht um den Wiedergutmachungsfonds für Opfer von verjährten Sexualstraftaten im kirchlichen Umfeld, der von der Schweizer Bischofskonferenz 2016 eingerichtet wurde. Gibt es dadurch eine innerlich Veränderung, und wenn ja, was?
Betroffene haben Wünsche und Ziele
- Inneren Frieden finden.
- Eine schwere Last ablegen und zur Ruhe kommen.
- Zuversicht auf eine sinnvollere Zeit gewinnen.
Was Betroffene heute noch verletzt
Auch nach vielen Jahren erleben Betroffene immer wieder neue Verletzungen durch Äusserungen oder Verhaltensweisen, wie zum Beispiel:
- wenn die Glaubwürdigkeit angezweifelt wird
- wenn Unterstellungen vorgeworfen werden
(finanzieller oder moralischer Art)
- wenn Fälle bagatellisiert oder als längst Vergangenes hingestellt werden
- wenn von Mitschuld gesprochen oder sie auch nur angedeutet wird
- wenn im Familien- oder näheren Bekanntenkreis geäussert wird:
«Ich will nichts mehr davon hören, es interessiert mich nicht.»
- wenn sich Personen aus dem Täterkreis der Auseinandersetzung mit dem Thema verweigern
Solche und viele weitere Situationen sind für Betroffene häufig nur schwer zu ertragen. Sie behindern das Vorwärtskommen während der Verarbeitungsphase. Darum werden auch diese aktuellen Erlebnisse in der Selbsthilfegruppe thematisiert.